| Veranstaltung: | Landesparteitag S-H November 2025 |
|---|---|
| Tagesordnungspunkt: | 21 Anträge |
| Antragsteller*in: | Landesvorstand Grüne Jugend SH (dort beschlossen am: 24.10.2025) |
| Status: | Eingereicht |
| Angelegt: | 24.10.2025, 20:54 |
A30: Pflichtdienste ablehnen - Freiwilligendienste stärken!
Titel
Antragstext
Der Landesparteitag von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Schleswig-Holstein möge
beschließen:
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Schleswig-Holstein lehnt die Einführung verpflichtender
sozialer oder gesellschaftlicher Dienste ab. Pflichtdienste greifen in die
Lebensplanung junger Menschen ein, verschärfen soziale Ungleichheiten und
ersetzen keine strukturellen Lösungen. Gesellschaftlicher Zusammenhalt entsteht
nicht durch Zwang, sondern durch faire Bedingungen, die freiwilliges Engagement
fördern. Für diese setzen wir uns konsequent ein.
Diese Ablehnung umfasst gleichermaßen die Wehrpflicht. Wir müssen anerkennen,
dass sich die Sicherheitslage verschärft hat und die Bedrohungslage auf Weiteres
hoch bleiben wird. Dies verlangt auch von uns Antworten zu liefern. Diese liegen
jedoch nicht in staatlich angeordneten kurzzeitigen Dienstpflichten, sondern in
Professionalität, Vorbereitung und freiwilliger Bereitschaft. Sicherheit
verlangt funktionierende Strukturen, qualifizierte Kräfte und gute
Rahmenbedingungen — nicht die pauschale Verfügbarkeit aller jungen Menschen.
Angebote zur freiwilligen Vorbereitung auf Krisen- und Verteidigungsaufgaben
sollen offenstehen und gestärkt werden, aber ohne Zwang und ohne Rückkehr zu
Pflichtdiensten.
2. Freiwilligendienste stärken – als glaubwürdige Alternative
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Schleswig-Holstein setzt sich für den strukturellen Ausbau
und die faire Finanzierung von Freiwilligendiensten als echte Alternative zu
sozialen und gesellschaftlichen Pflichtdiensten ein. Ziel ist ein Zugang für
alle jungen Menschen, die Förderung von gesellschaftlichem Engagement sowie
qualitativ hochwertige Rahmenbedingungen in den Diensten und bei den Trägern.
Dazu gehört insbesondere:
Recht auf einen Freiwilligendienst ab 2030 für alle jungen Menschen –
unabhängig von Elternhaus, Herkunft oder Trägerstruktur. Freiwilligkeit
muss für alle ermöglicht werden.
Die Träger der Freiwilligendienste sollen durch eine Erhöhung der Mittel
entlastet werden.
Finanzielle Absicherung für Freiwillige: Anhebung des Taschengeldes auf
BAföG-Niveau, damit Teilnahme nicht von familiärer Unterstützung abhängt.
Anerkennung & Vergünstigungen: Gleichstellung des Freiwilligenausweises
mit Schüler*innen-, Azubi- und Studierendenausweisen. Perspektivisch
sollen die ÖPNV-Vergünstigungen zu einem kostenlosen Zugang führen.
Preiserhöhungen (z.B Deutschlandticket), sollen nicht weitergegeben
werden. Freiwillige sollen vom Rundfunkbeitrag befreit werden und in
staatlich getragenen bzw. -geförderten Einrichtungen freien Eintritt
erhalten (z. B. Museen, Schwimmbäder).
Stabile Trägerstrukturen: Dynamische Anpassung der Fördermittel an reale
Kostensteigerungen (Personal, Energie, Seminare), um tarifgerechte
Bezahlung sowie 25 Bildungstage in der nötigen Qualität dauerhaft
sicherzustellen.
Partizipation stärken: Institutionalisierte Mitbestimmung der Freiwilligen
bei der Ausgestaltung von FSJ/FÖJ (Stimm- und Mitspracherechte der
Freiwilligen bei ihren Einrichtungsstellen, Trägern und der gewählten
Vertretung auf Landesebene). Die Arbeit der Sprecher*innen als gewählte
Vertretung der Freiwilligen soll finanziell abgesichert werden.
Internationale Dimension sichern: FÖJ international (Einsätze von und in
SH) wird langfristig gesichert und ausgebaut, um Austausch, Weltoffenheit
und interkulturelles Lernen zu stärken.
Information & Teilhabe sichern: Flächendeckende Information über
Freiwilligendienste spätestens im letzten Schuljahr sowie barrierefreie,
divers gestaltete Beratungs- und Informationsangebote. Ebenfalls sollen
alle jungen Menschen ab dem 18. Lebensjahr per Anschreiben über die
Freiwilligendienste informiert werden.
Inklusion & Vielfalt stärken: Zusätzliche Mittel für inklusive Zugänge,
Barrierefreiheit und diversitätssensible Ansprache, damit
Freiwilligendienste allen jungen Menschen mit ihren Bedürfnissen
offenstehen.
Anerkennung: Freiwilligendienste sollen auch in Bildung, Ausbildung und
beruflicher Orientierung als qualifizierender Erfahrungsraum sichtbar
gemacht werden – etwa durch die Anerkennung von erworbenen Kompetenzen,
als Wahlpflichtmodule in Curricula und als Erfahrungszeiten in Bewerbungs-
und Auswahlverfahren.
Begründung
Siehe Antrag. Weiteres erfolgt mündlich.
Anträge in einfacher oder leichter Sprache
Der Landesparteitag soll beschließen:
1. Keine Pflichtdienste
Wir wollen keinen Pflichtdienst.
Junge Menschen sollen selbst entscheiden.
Zwang hilft nicht. Freiwilligkeit ist besser.
Das gilt auch für den Wehrdienst.
Die Lage ist ernst, aber Zwang löst das nicht.
Sicherheit braucht gute Vorbereitung und Menschen, die freiwillig helfen wollen – nicht Pflicht.
2. Freiwilligendienste stärken
Wer mitmachen will, soll das können.
Freiwilligendienste müssen fair bezahlt sein.
Alle jungen Menschen sollen mitmachen können, egal wie viel Geld sie haben.
Darum wollen wir:
Ein Recht auf Freiwilligendienst ab 2030
Mehr Geld für Freiwillige
Günstiger oder kostenlos Bus und Bahn
Kein Rundfunkbeitrag für Freiwillige
Freier Eintritt in Museen und Schwimmbäder
Gute Bezahlung und genug Geld für Trägerstellen
Freiwillige dürfen mitreden und mitentscheiden
Auch internationale Dienste sollen weiter möglich sein
Alle jungen Menschen sollen Informationen dazu bekommen
Alle Menschen sollen Zugang erhalten
Freiwilligendienst soll bei Bewerbungen und Ausbildung zählen
Unterstützer*innen
- Niklas Binder (KV Schleswig-Flensburg)
- Carsten Nielsen (KV Flensburg)
- Lenny Joe Christiansen (KV Ostholstein)
- Philipp Schmagold (KV Plön)
- Ocean Renner (KV Nordfriesland)
- Aksel Leimbach (KV Stormarn)
- Jakob Hendrik Rühl (KV Ostholstein)
- Ben Jasper Kasch (KV Pinneberg)
- Yvonne Denecke (KV Ostholstein)
- Julia Groth-Mietzsch (KV Kiel)
- Malou Corinth (KV Nordfriesland)
- Anouk Corinth-Koltermann (KV Nordfriesland)
- Jacqueline Kühl (LV Grüne Jugend Schleswig-Holstein)
- Lino Weiss (KV Kiel)
- Jasper Balke (KV Lübeck)
- Lorenz Mayer (KV Segeberg)
- Bent Ole Aude (KV Steinburg)
- Finn Brüggemann (KV Lübeck)
- Adrian Grimm (KV Kiel)
- Julia Grüner (KV Kiel)
- Maik-Torben Kristen (KV Kiel)
- Martin Drees (KV Plön)
- Bianca Nienaber (KV Neumünster)
Kommentare
Adrian Grimm:
danke für die tolle Initiative! Als langjährig in der Bildungsarbeit für Seminare in Freiwilligendiensten (2014-2020 bei AFS Interkulturelle Begegnungen eV) unterstütze ich diesen Antrag sehr! Das Recht auf einen Freiwilligendienst ist auch das, was ein riesiger Zusammenschluss zivilgesellschaftlicher Träger dee Freiwilligendienste fordern in ihrem "Visionspapier 2030" aus dem Jahr 2025:
https://www.rechtauffreiwilligendienst.de/